
Hannover hatte mal eine ziemlich bunte, vielfältige Szene von Stadtmagazinen: Schädelspalter, Prinz, Hannover Life, magascene, uniscene – um nur ein paar Namen zu nennen. Die meisten dieser Publikationen sind inzwischen vom Markt verschwunden. Bis auf das „Stadtkind“, das 2005 das Licht der Welt erblickte. Ins Leben gerufen wurde es von Lars Kompa, Musiker und freier Texter, zusammen mit einer Gruppe von kulturbegeisterten Enthusiasten, die nicht wirklich eine Gründungsstrategie, aber immerhin eine Vision hatten: ein Printprodukt, in dem sich (fast) alles um Kunst und Kultur dreht.
Bei seinem Presseclub-Auftritt erinnerte sich Lars Kompa, Herausgeber und Chefredakteur, an die Anfänge: „Es war eine Zeit, in der die Stadtmagazine versuchten, das Internet nachzumachen. Die Texte wurden immer kürzer, die Fotos immer kleiner. Nichts, was wirklich zum Lesen animierte. Das wollten wir ganz bewusst anders machen. Unser Slogan war: Soviel Blei, das man das Heft kaum heben kann. Ein Editorial, in dem die Haltung zum Ausdruck kommt, Interviews, gut durchdachte Kolumnen und Beiträge, die den Lesern und Leserinnen Freude bereiten. Dazu natürlich kurz und knackig eine Fülle von Veranstaltungsinformationen.“
Zu Beginn wurde vieles mit heißer Nadel gestrickt. Die Macher des Magazins hatten den Aufwand einer monatlich erscheinenden Publikation deutlich unterschätzt. Aber das Konzept kam an und trägt bis heute. Der 2007 vom Freundeskreis Hannover verliehene Stadtkulturpreis half, den Titel bekannt zu machen.


10.000 Exemplare erscheinen monatlich. Die Abonnentenzahlen sind stabil. Momentan sind es vor allem Anfragen aus der Region, die Kompa erreichen. Allerdings tragen die Abos nur zu einem geringen Teil zur Finanzierung des Magazins bei. Die Haupteinnahmequelle sind und bleiben die Anzeigen. 30 bis 35 Menschen helfen inzwischen bei der Realisierung des Stadtkinds: Minijobber, Freelancer, Kolumnisten, Grafiker und natürlich auch Internetspezialisten. Denn längst gibt es auch eine Website und diverse Social-Media-Accounts. Das gedruckte Magazin bleibt aber der Dreh- und Angelpunkt.
„Wir sind zu 100 Prozent KI-frei und werden das auch bleiben“, so Kompa. „Natürlich habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt und ChatGPT ausprobiert. Aber das Ergebnis hat mich nicht überzeugt.“
Fazit des Abends, der mit einem regen Austausch zu Ende ging: Print hat in der Welt der Magazine offenbar doch eine Zukunft. Bei einer Tasse Tee oder einem Kaffee ein Magazin durchzublättern, das lokale Geschichten und Informationen enthält, das ist kein Auslaufmodell. Wir drücken dem Stadtkind die Daumen, dass die Erfolgsgeschichte noch lange weitergeht.
Text: Dr. Sabine Wilp
Fotos: Karin Lahmann, Dr. Sabine Wilp