
„Die zunehmende mobile Nutzung ist die zur Zeit wohl größte Herausforderung für uns“, sagte Steffen Gurr, Leiter der NDR-Onlineredaktion, bei den Junioren im Presse Club Hannover am 29. März 2016. Dank der wachsenden Verbreitung von Smartphones, Tablets und mobilem Hochgeschwindigkeitsinternet erreichten Online-Medien heute erheblich mehr Menschen als noch vor zwei Jahren. Aber die veränderten Nutzungsgewohnheiten und heterogener gewordenen Darstellungsformen, die Handys und Tablets mit sich bringen, „verlangen von uns allen ein Umdenken“, so Gurr.
Er berichtete den Junioren und anderen Clubmitgliedern, wie der Norddeutsche Rundfunk auf die sich verändernden Bedingungen reagiert: Nach wie vor setze man beim NDR vor allem auf journalistische Inhalte – im Gegensatz zu vielen anderen Öffentlich-Rechtlichen, die online zu großen Teilen „Welleninhalte“, d.h. Content aus TV und Radio veröffentlichten. Dank einer Responsive Website, also einer Seite, die sich automatisch auf die Größe verschiedener Displaygrößen anpasst, sei schon einmal die technische Grundvoraussetzung gegeben, um möglichst viele Menschen mit unterschiedlichen Geräten zu erreichen.
Darüber hinaus werde es aber auch immer wichtiger, Kanäle wie Facebook und Suchmaschinen zu berücksichtigen: Bei vielen Themen kämen über 70% der Seitenbesucher über Google oder Facebook zu den Inhalten des NDR. Und durch einen steigenden Altersdurchschnitt der Facebook-Nutzer decke sich das Publikum der Plattform zunehmend mit den „Nutzern“ öffentlich-rechtlicher Sender. „Facebook wird älter und damit auch interessanter, insbesondere z.B. für den Hörfunk“, sagte Gurr.
Auch durch experimentellere journalistische Formen, z.B. blogähnliche Newsfeeds („NiedersachsenJETZT“) oder Visual Storytelling, versuche die Onlineredaktion des NDR, offen für Neues zu bleiben. Die Themen im Online-Angebot des NDR „gehen quer durch den Garten“, so Gurr. Wichtig sei aber immer der regionale Bezug. Da mache der Rundfunkstaatsvertrag genaue Vorgaben, ebenso wie beim Thema Verweildauer: Inhalte müssen – bis auf wenige Ausnahmen – nach einem komplizierten Schlüssel nach unterschiedlichen Zeitspannen wieder aus dem Netz genommen werden.
Inhaltlich solle man laut Gurr vor allem „vom Thema her denken“ und daraufhin entscheiden, ob und wann welches Thema in welcher Art und Weise optimal gespielt werden kann. Bewegtbild spiele eine wichtige Rolle bei diesen Überlegungen: 2015 hätten ca. 75% aller Beiträge bei NDR Online Niedersachsen ein Video enthalten. Hinzu seien 159 Livestreams gekommen. Gurr führt den Erfolg von NDR Online zu großen Teilen auch darauf zurück.
Mit einer äußerst kompakten Redaktion von nur 3 festangestellten Redakteuren, 5 Autoren, 4 Online-Assistenten und 5 VJs in den verschiedenen Regionen stemmen die „NDR-Onliner“ in Hannover in 16 Wochenschichten von 5:30 bis 22:00 Uhr (an Werktagen) die Online-Berichterstattung für das ganze Land. Zwar könne man gelegentlich von Synergien im Funkhaus profitieren – meistens jedoch müssten die Inhalte aber dann noch auf das Nutzungsverhalten im Netz angepasst werden und der Aufwand hierfür sei nicht unerheblich, so Gurr.
Der informative Abend im Stil eines Werkstattgesprächs endete mit einem angeregten Dialog zwischen Referenten und Gästen. Sharepics, Nischenthemen, Search Engine Optimization, Authentizität, Instant Articles, Reichweiten – die Themen waren so vielseitig und spannend wie die Berichte von Steffen Gurr. Im Namen des Vorstandes und der Junioren vielen herzlichen Dank für diesen tollen Clubabend!
Bericht: Janek Dann
Fotos: Torsten Hamacher